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Celtic pikes - Hechtparadies
Irland
Bericht von Damian Stec & Christoph Cichy
Nach dem wir letztes Jahr von unserer Schwedentour am Nedre
Dalälven nicht enttäuscht worden sind, wollten wir dieses Jahr unseren
Wirkungsgrad etwas ausweiten und haben uns für das zweite Hechtland Europas
entschieden. Irland!
Da wir bereits in der Vergangenheit von einem Urlaub auf einem Hausboot geträumt
haben, fiel die Wahl der Unterkunft auch nicht besonders schwer. Über DERTOUR
haben wir ein schickes Hausboot des deutschen Unternehmens Waveline Cruisers
(übrigens sehr zu empfehlen! www.waveline.ie ) gemietet. Durch eine
Proviantliste, die wir ausgefüllt vorab gemailt hatten, war der Kühlschrank des
Bootes voll mit Lebensmitteln! Genial! Mit Ryanair konnten wir für ca. 40 € pro
Person von Brüssel nach Dublin fliegen. Trotz diverser Aufpreise, wie z.B.
Übergepäck (6 €/kg) waren die Flüge doch recht günstig.
Ein Tipp: Versucht auf jeden Fall das maximale Gewicht des Gepäcks einzuhalten,
auch wenn es schwer fällt!
Und solltet ihr ein Echolot mitnehmen, viel Spaß bei Erklärungen am Flughafen,
dass es sich nicht um eine Bombe handelt!
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Der Angelurlaub
konnte anfangen:
Am Tag der Ankunft konnten wir schon nach wenigen Minuten verstehen warum sich
der Esox in diesen Gewässern wohl fühlt und beachtlich vermehrt. Klares, mit
Futterfisch gesätes Wasser, die felsigen Versteckmöglichkeiten konnten wir schon
vom weitem betrachten genau wie die schilfbegrenzten Ufer.
Nach dem Einchecken haben wir eine ausführliche Einweisung zur Bootsführung
bekommen, der wir vor lauter Aufregung nur schwierig Beachtung schenken konnten.
"Ab auf Hechtjagd!" war eher die Devise!
Der Bootsanleger befand sich direkt am Ufer des Lough Killinure, der optisch
vielversprechend schien. Durch einen Tipp des einheimischen Einweisers dort zu
fischen, war eigentlich alles klar.
Ruten montieren! Natürlich mussten die neuen Uli Beyer Spezial M 30 & M 55 als
erstes daran glauben. Köder in den Wirbel einhängen! Hmm? Was wohl? Ende April,
klares Wasser, kurz nach der Laichzeit! Kurze Denkpause und an beiden Ruten
hangen zweiteilige Bomber in
Natur-Dekor! Doch wie bis lang im jeden Urlaub: erster Tag - erste Niederlage
und zwar nicht für die Hechte. Leicht verzweifelt kehrten wir in unseren Hafen
zurück und dachten über unsere Strategie für den nächsten Tag nach. Am morgen
wollten wir es doch noch wissen, welcher Faktor den Misserfolg brachte:
Gewässer, Fische oder doch der Angler. Nach dem wir bis mittags ohne einen Biss
geblieben sind, haben wir uns für einen Stellungswechsel entschieden.
Ein Insider-Tipp versprach, dass der River Inny, der in der Näher war, ein gutes
Hechtgewässer sein soll. Nach ca. 2 Stunden überquerten wir den Lough Ree und
fuhren mit unseren Cruiser in den Inny. Nach dem wir das Boot festgemacht haben,
fuhren wir mit dem Dinghi (Beiboot) los. Der erste Hecht hat nicht lange auf
sich warten lassen. 10 weitere konnten wir an diesem Nachmittag noch landen.
Es gibt sie also doch!
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Da die Hechte in diesem Gewässer eher zu den Nichtkapitalen gehörten, haben wir
uns für einen weiteren Stellungswechsel entschieden, den größten Fluss Irlands,
den Shannon River. Dieser sollte die nächsten Tage unser Zuhause sein. Und das
zurecht! Mit dem Echolot waren schnell die Standorte der Fische gefunden.
Wassertiefe 2-3 Meter, Unterwasserplateaus und Felsenmeere bedeuteten immer
einen Biss. So dass wir an dem ersten Nachmittag 28 Hechte aus dem Shannon
ziehen konnten. Die nächsten Tage verliefen ähnlich gut und besser. An einem
intensiven Angeltag konnten wir sogar trotz eines Sturms 40 der begehrten Fische
vermessen und wieder zurücksetzten. Unser Dinghi bohrte sich an diesem Tag
regelrecht durch halben Meter hohe Wellen. Die Fische schienen an solchen
stürmischen Tagen noch aggressiver zu sein, als sonst! Es war der Wahnsinn.
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Nach dem wir in der Gegend südlich von Athlone bereits über 100 Fische gefangen
haben, fuhren wir neugiergetrieben in den Norden zurück, aber mit
Höchstgeschwindigkeit an Lough Killinure vorbei. Abends versuchten wir eine
Bucht des Lough Ree zu befischen, was 3 gute Hechte gebracht hat, um morgens
wieder bestens motiviert den nördlichen Teil des Shannons zu befischen. Der
Erfolg war eher unbefriedigend, so dass wir wieder ruhigen Gewissens an unser
Angelstellen zurückkehren konnten. Alte Stellen - alte Erfolge! Und so war es
auch!
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Ein Angler, der zum ersten Mal die irischen Seeplatten oder Flüsse befischt,
kann jeden Tag aufs Neue Fehler machen. Jeder muss sich begreiflich machen, dass
die Fische trotz scheinbar gleicher Bedingungen doch nicht überall vertreten
sind. Strecke machen und die Fische suchen bringt irgendwann den gewünschten
Erfolg. Teilweise konnte man mitzählen, wann der Biss kommt, nachdem unser
Echolot Strukturen anzeigte, die einem Feriengebiet im Allgäu ähnelte.
Wir haben
festgestellt, dass der Shannon besonders fischreich in der Gegend südlich von
Athlone und um Clon Macnoise ist. Als die Wassertemperatur um knapp 2 Grad
gesunken war, konnten wir die Esoxs ganz nah am Ufer überlisten. Und zwar auf
holländische Art (2 Meter vom Boot geschleppt).
Ein Gewässer mit sehr viel Potenzial ist der Lough Ree. Wir mussten leider
feststellen, dass die Fische dort nur schwer zu finden sind, dafür ist die Größe
der Exemplare um so interessanter.
In der Zeit von April bis Mai sollte der von Erfolg getriebene Angler die Kanten
vom Flachwasser zu Fahrrinne aufsuchen. Ein Echolot ist für die stark
schwankenden Tiefen eine große Hilfe. Die Köderwahl ist recht einfach. Am Tage
sind natürlich bekleidete Köder die erste Wahl, abends haben wir sehr gut auf "fire-tiger"
gefangen. Auch wenn wir die meisten Fische mit unseren Lieblingsködern gefangen
haben (Bomber & Castaic Soft Bait), fängt mit Sicherheit alles, was natürlich
wirkt und in der richtigen Tiefe agiert. In ruhigen Buchten brachte das richtige
Führen eines Jerkbaits einige Fische, was leider durch die starken Winde nicht
oft möglich war. Erfolgreich ist auch das Angeln mit dem Köderfisch, besonders
der tote Barsch ist aufgrund seines Vorkommens sehr fängig. Bitte setzt jedoch
den Anschlag sofort nach dem Biss. Es wird schwer einen gesunden Hecht
zurückzusetzen, der 2 Drillinge geschluckt hat.
Trotz der Tatsache, dass in Irland der Hecht das ganze Jahr über befischt werden darf und viele Touristen ihre Ruten ins Wasser halten, ist der Hechtbestand dort bombastisch. Mann muss auch sagen, dass viele unerfahrene Angler unterwegs sind (meist Touristen), kilometerweit mit einem und dem selben Blinker schleppen und mit einem Hecht am Tag schon mehr als zufrieden sind. Dazu kommt noch, dass die Iren eher auf Salmoniden scharf sind, als auf Hechte.
Leider sind wir immer knapp an der Metermarke vorbeigeschabt
und so blieb der größte Hecht "nur" bei 95 cm.
Aber einige 90er und viele 80er hatten uns einen super Kampf geliefert, den wir
nicht einmal von den Schweden-Hechten so gewohnt waren. Ein Meterexemplar hat
sich leider vorzeitig vor der Landung verabschiedet.
Im ganzen hatten wir in 10 Angeltagen 208 Hechte, 8 Barsche und 5 Forellen
(denen der Hechtköder auch egal war) gefangen. Eine beachtliche Menge, die wir
zu zweit sicherlich nicht so schnell toppen werden. Nur einen einzigen Hecht
mussten wir leider töten, weil er den Wobbler förmlich inhaliert hatte. Dieser
wurde allerdings ordnungsgemäß verspeist.
Sonst lautete unser Motto stets:
CATCH AND RELEASE! (In Irland Pflicht!)
Die Iren haben eine Richtlinie geschaffen, dass ein Angler am Tag nur 1,5 kg
Hechtfleisch dem Wasser langfristig entnehmen darf, alle Hechte über 70 cm
zurückgesetzt werden MÜSSEN und nur der Hecht, der den irischen Rekordhecht
(derzeit 38 Pfund) überbietet , entnommen werden darf. Eine Regelung, an die man
sich gewöhnen kann...
Eine Anmerkung noch zum Wetter und damit verbundenen Umstände. Wer Irland
bereist, sollte sich im Klaren sein, dass das wechselnde Wetter :Sonne, Regen,
Sturm und Hagel sich teilweise mehrmals am Tag verändert und vom Angler sehr
hohen Tribut fordert. Beispielsweise hatten wir bereits nach einer Woche
Kälteblasen an den Händen und Ohren bekommen, die Abends natürlich sehr schön
gebrannt haben. Obwohl die Temperatur bei 12-14 Grad lag, hätten wir Handschuhe
und eine Mütze sehr gut gebrauchen können (zumindest in April und Mai). Die
Pub-Abende bei irischer live Music haben die Strapazen allerdings zusätzlich
vergessen lassen...
Tja, der Urlaub ist nun leider wieder vorbei, allerdings sind wir uns jetzt
schon sicher, dass wir solch eine Tour noch mal wiederholen werden!