Schweden erleben
von Christoph Cichy

Über das Hechtangeln in Schweden und über das Land selbst kann man viel berichten, doch im Prinzip hat jeder das gleiche zu erzählen: traumhafte Landschaft, wilde Natur, super Fischbestände & bissige Hechte. Und doch erlebt jeder Schwedenfahrer seine Urlaubszeit auf eine andere Weise. Der eine sucht stets nach dem Traumfisch, den er in seiner Heimat noch nicht gefunden hat, der andere entspannt sich beim Fischen und fixiert alle seine Eindrücke mit der Kamera, anderer wider rum genießt die Beißfreudigkeit aller Unterwasserräuber.

Vor jedem Urlaub setzte ich mir persönlich immer die gleichen Ziele: ausreichend Hechte fangen, mindestens eine metrige Dame verhaften und viele spektakuläre Bisse erleben. Das war dieses Jahr nicht anders jedoch sollten dieses Jahr auch mal Köder zum Einsatz kommen, die in der Heimat noch kein Vertrauen gewinnen konnten. In erster Linie handelt es sich um tauchender Jerkbaits, Diver.

Die ersten paar Tage im heiligen Hechtland waren wunderbar, vor der ersten Minute an haben wir großartige Attacken verbuchen können. In der Einfischphase haben wir uns 10 Hechte am Tag erhofft, es wurden doppelt so viele. Die Hechte haben bereits vor unserem Urlaubsbeginn „gespielt“ und ließen nur selten einen attraktiven Köder vorbeiziehen. Wobbler, Jerkbaits & Spinnerbaits kamen in den ersten Tagen an den Karabiner und sie fingen.


Auf der Hinreise sprachen Damian und ich über das „Metern“ in Schweden und waren uns beide einig, dass ein frühes Tor das folgende Spiel erleichtern würde. Man könnte den Druck frühzeitig ablegen und sich auf Neues konzentrieren. Am 2. Tag schon konnte ich mein Glückslos einlösen und das nicht nur ein mal. Es war schon zuviel des Guten! Morgens inhalierte eine Dame von 1,01 m meinen Bomber, wenige Würfe später verschluckte sich eine Dame von 100-1 cm an einen großen Glider. Welch ein Traumstart! Doch das war noch nicht alles… Wenige Stunden später durchzog ein kräftiger Einschlag den Triggergriff meiner Jerkrute bis zum Oberarm. Mein größter Hecht dieses Urlaubs bot einen erstklassigen Drill aber er schaffte es nicht, den Fototermin zu umgehen. Ich war überglücklich, denn ein zweifaches Metern an einem Tag kannte ich bis jetzt nur vom Hörensagen.
„alle guten Dinge sind 3“ So heißt es in diesem Sprichwort. Noch voller Adrenalin im Blutkreis montierte ich in der näher kommenden Dunkelheit einen knalligen Buffalo und feuerte ihn Richtung einer kleinen Schilfinsel. Nach dem Einschlag gleitete der Köder 4 Mal aus bis ein weiterer Meterfisch die 5. Ausgleitphase brutal stoppte. VERRÜCKT!
Seit Jahren befischen Damian und ich dieses Gewässer mal weniger, mal mehr erfolgreich. In den Urlauben zuvor konnte ich nie mehr als 2 Hechte über einen Meter verhaften. Jetzt fing ich gleich 3 Stück an einem Tag. Selbst Wochen später kann ich mein Glück immer noch nicht fassen!

Wer jetzt meint: „Meterfische springen in Schweden einem ins Boot“, der täuscht sich gewaltig. Genau wie bei uns in Deutschland ist auch in Schweden die Größe der Hechte meistens Glücksache. Natürlich kann man sein Glück beeinflussen. Wir fuhren in den ersten Tagen unsere besten Hotspots an, die wir in den Jahren gefunden haben. Wir wussten, dass die Hechte dort sind und hungrig seien. Welcher Angler nun den richtigen Köder montiert und den genauen Standort anwirft bleibt aber immer noch dem Glück überlassen.

Nach diesem Traumtag war diese heiße Phase beendet, die Großhechte wurden wieder selten wie immer und jeder Hecht musste hart erkämpft werden. 12-14 Stunden pausenloses Köderwechseln, Werfen, Twitchen, Schlagen, Hängerlösen und Bluten für jeden Räuber. Also pures Angelvergnügen!
Nach paar herrlichen Fängen sank langsam das Hechtfieber, was sich in den Wochen zuvor auf weit über 40° hochgeschaukelt hat und ich konnte mich endlich meinen Sorgenkindern in der Köderbox widmen. Diver wie der Suick, Jack 18 und Burt hatten schon lange einen festen Platz in der Kiste aber der konstante Erfolg fehlte ihnen noch. Die erste Wahl fiel auf einen Squirrely Burt in einer äußerst aggressiven Farbe. Der S-Burt ist ein sehr lebhafter Diver. Nach dem Auswurf treibt er an der Oberfläche und wird mit einem kräftigen Pull gute 30 cm in die Tiefe gezogen. Dabei erzeugt das Hinterteil reizvolle Druckwellen sowie zusätzliche optische Reize. Bei manchen Pulls zieht es ihn direkt Richtung Grund, manche lassen ihn seitlich ausbrechen. 100%ig lässt sich der Burt nicht kontrollieren, das ist den Hechten aber völlig egal, wie es sich im Laufe des Urlaubs herausgestellt hat. Wichtig ist nur, dass der Köder kontrolliert aufsteigt bzw. ruht. In der Ruhephase wird der Köder angegriffen, hat der Angler in der Zeit keinen Bezug zum Köder, kann er schnell einen Biss versäumen. Der 28 cm lange Diver wird von Hechten jeder Größe angegriffen. Selbst untermaßige Hechte haben keine Angst vor dieser Größe, bleiben aber seltener hängen als Ihre größeren Artverwandten. Der S-Burt versorgte mich ständig mit aufregenden Attacken und natürlich auch Fischen. Der krönende Abschluss der Testphase war eine Dame von 107 cm.
Fazit: Diver sind den Glidern ebenbürtig!


Das gleiche gilt auch für den steinalten Suick, der auch nach wenigen Minuten Einsatz seinen Fisch fing. In der Truppe sprachen wir davon, dass der Suick ein guter Diver sei, jedoch würde er durch seine 3 Drillinge zuviele Fische verletzen, zumindest sinkt as Verletzrisiko dadurch nicht. Ich machte vor dem Einsatz den mittleren Drilling ab! Ich war mir sicher, dass die Entfernung nicht zu Verlusten von Fischen führen wird. Große Hechte haben ein großes Maul und werden immer einen Haken greifen. Kleinere Hechte greifen entweder den Kopf oder den Schwanz an, an beiden Stellen sitzt ein Haken. Alles andere ist überflüssig!

Eine Schwedenreisen wird oft als Trainingslager bezeichnet, was es auch zweifellos ist, wenn man es zulässt. Man kann den ganzen Urlaub lang die eigenen Erfolgsköder fischen und den maximalen Fangerfolg dadurch erreichen. Der Lerneffekt wird aber stark minimiert. Verzichtet man aber auf einige Fische und probiert Anderes aus, so lernt man viel mehr, was man zu Hause erfolgreich anwenden kann.

Ich konnte wieder einiges über exotische Köder, das Fischen mit Divern und das Zugverhalten der Hechte lernen. Auch dank der gesamten Truppe, die sich beim täglichen Grillen gut ausgetauscht hat. Es war wieder ein genialer Ausflug in das Land der Biber, Elche, Seeadler und Vikinger!
Danke an die ganze Schweden-Gruppe 2007!