Operation Live Well oder wie baue ich einen passgenauen Fischkasten... von Bernd Michael Böker
Im Sommer 2004 hatte ich an einem sehr heißen Tag das Glück, meinen ersten 1+ Hecht zu fangen. Leider gestaltete sich das Releasen im Anschluss als ziemlich schwieriges und relativ lange andauerndes Unterfangen. Der Hecht hatte sich im Drill ziemlich verausgabt und kam nur langsam, obwohl der Fisch nur kurz im Boot war, wieder zu sich. Damals dachte ich zum ersten Mal an einen Fischkasten, wo ein kontinuierlicher Wasseraustausch stattfindet und zusätzlich Sauerstoff eingebracht werden kann. Im darauf folgenden Herbst und Winter angelte ich sehr viel vertikal und irgendwann kam dann der Entschluss an der NKS teilzunehmen.
Bei der Teilnahme an NKS-Wettkämpfen in den Niederlanden ist es so, das die Verpflichtung besteht, einen Fischkasten zum Hältern der gefangenen Fische im Boot mit zu führen. Hervorgehend aus dem Regelungswerk der NKS wird für einen Fischkasten eine Mindestgröße von 30 cm * 30 cm * 80 cm vorgeschrieben.
Wie wir bei unseren ersten NKS-Wettkampf auf dem Gewässer de Leek feststellen mussten, handelt es sich bei so einem Fischkasten um eine wirklich notwendige Sache, da es schon einmal gut 5- 10 Minuten dauern kann, bis nach Fang eines für die Wertung in Frage kommenden Fisches eines der Kontrollboote zum vermessen des Fangs eintrifft. Da der schonende Umgang mit dem Fischen an oberster Stelle steht, die Fische nur in die Wertung kommen wenn diese in absoluter Topverfassung sind und die Fänge allesamt released werden, handelt es sich aus meiner Sicht ein unumgängliches Bootsequipment.
Beim Wettkampf auf dem Gewässer de Leek waren wir mit dem Boot meines Bootpartners und Freund Frank (Zanderfrank) unterwegs und wir hatten als Fischkasten ein Provisorium in Form einer Spießwanne dabei. Hat auch so weit funktioniert bis auf die Tatsache, das unser Spießwannenfischkasten keinen Deckel hatte und man bei sich darin befindlichen Fang darauf achten musste, das dieser nicht heraus sprang. Ich glaube, das nennt man Fische hüten ehh... Des weiteren fehlte natürlich jegliche Art von kontinuierlichem Wasseraustausch, so wie man das von den amerikanischen Angelbooten kennt. Was mich bei dem Kasten am Meisten störte war, das es eigentlich nirgendwo so richtig hinpasste und mich irgendwie immer ein wenig im Weg stand bzw. den Zugriff zu wichtigem tackle versperrte .
Nun, da Frank und ich beschlossen hatten, an dem nächsten Wettkampf auf dem Gewässer Eiland von Maurik mit meinem Sturmboot teilzunehmen, musste ich mir nun eine Lösung für mein Sturmboot überlegen.
Die zu kaufenden Kästen passten allesamt nicht und so eine hin und her rutschende Variante kam für mich auch nicht in Frage. Vielmehr sollte der Fischkasten seinen festen Platz haben und in keinster Weise störend sein.
Ich suchte das Gespräch mit einigen Kollegen, die sich aber meistens selber ähnlicher Hilfslösungen bedienen.
Zwischenzeitlich bestellte ich bei Cabelas in USA das notwendige Zubehör, um einen kontinuierlichen Wasseraustausch und Sauerstoffeinbringung zu ermöglichen.
Dann hatte ich eine Idee. Im meinem Gartenhaus stand noch ein Zusatztank von meinem Sturmboot aus Edelstahlblech. Diesen hatte der Vorbesitzer zur Kraftstoffversorgung eines Zweitakters benötigt. Eine erste Vermessung ergab folgende Abmaße: 31 cm * 30,5 cm * 114 cm. Dies entspricht dann mal so ca. 108 Liter.
Meine Herren, der ehemals verwendete Zweitakter muss aber ziemlich durstig gewesen sein!
Aber egal, für meinen benötigten Fischkasten war der Tank eigentlich ideal, musste halt nur ein wenig umgebaut bzw. modifiziert werden.
Also erst mal Schleifhexe, Schutzbrille und Feile geschnappt und das Teil an der Oberseite zur einer ersten Inspektion des Innenraums geöffnet.
Hhm, sieht doch auf den ersten Blick ganz gut aus!
Bild 1 Erste Inspektion
Bild 2 Voll geeignet !
Im inneren des Tanks wurde noch ein Schwallblech entfernt, die Kanten entgratet und mit einem Kantenschutz bzw. Finger- und Fischverletzungsschutz aus Gummi versehen.
Bild 3 Kantenschutz
Zwischenzeitlich traf dann auch das notwendige Zubehör aus USA ein.
Bild 4 Rundumglücklichset aus USA
Das Set beinhaltet neben Pumpe, Sprühkopf, Schläuchen, Adaptern und Borddurchlässen auch alle notwendigen Elektrobauteile (Schalter, Kabel etc.) und eine detaillierte Einbauanleitung. Für ganz Faule ist auch noch ein Timer zum sukzessiven Wasseraustausch bei Cabelas erhältlich.
Am kommenden Wochenende war ich dann mal wieder auf meinem Sturmboot um mir neben ein wenig Angeln auch Gedanken über einen geeigneten Platz zum Festeinbau des Fischkastens zu machen.
Fehlanzeige, das Teil war einfach zu lang und passte nirgends richtig hin!
Damit der Fischkasten verwendet werden konnte, war es nun notwendig geworden diesen auf die Abmaße 30,5 cm * 31 cm * 95 cm zu kürzen. Also wiederum die Schleifhexe etc. aus dem Keller geholt, Fischkasten gekürzt, ein neues VA-Blech geschnitten, gebogen und eingeschweißt, die Bohrungen zum Anschluss des Basspiratorsets eingebracht und fertig.
Bild 5 Fischkasten gekürzt mit Abfallstück
Danach passte das Teil optimal zwischen die beiden einlaminierten Gerätekisten im Heckbereich meines Sturmboots und konnte nun fest eingebaut werden. Noch einen Deckel aus AL- Riffelblech, ein paar VA-Scharniere, ein paar Bohrungen hier und da, Montage, elektrische Anbindung und Fertig!
An der gewählten Stelle stört der Fischkasten in keinster Weise und bisher nicht benötigter Raum wird somit sinnvoll genutzt.
Meiner Meinung nach ist dieser Fischkasten von seiner Größe her immer noch ziemlich großzügig angelegt. Der Fang von größeren Fischen ist ja leider eher die Ausnahme sonst muss ich halt das abgetrennte Stück wieder dran schweißen und einen neuen Platz für den Kasten suchen. Kleiner Scherz !
Bild 6 und 7 Fertig !
Funktionsweise
Die Pumpe, deren Einlauf unter der Wasserlinie liegen muss, fördert bei Betätigung des diesbezüglichen Schalters Wasser über das Leitungssystem und den Sprühkopf in den Fischkasten. Beim Erreichen eines bestimmten Füllstandes wird überschüssiges Wasser über einen Überlauf wieder über Bord befördert. Somit findet ein kontinuierlicher Wasseraustausch statt und die gehälterten Fische werden stets mit frischen und sauerstoffreichem Wasser versorgt.
Bild 8 Pumpeneinlauf /Frischwasserspeisung
Bild 9 Überlauf
Sonstiges
Da wahrscheinlich wieder ganz kritische Bildbetrachter dabei sind, die sich fragen, um welche Art von Gefährt es sich im Hintergrund der Bilder 1, 2 und 4 handelt, hier noch die Auflösung.
Bild 8 Land Rover Minerva von 1950, man kann ja nicht immer nur am Boot basteln!