Catch & Release Teil 1
Unsinn oder anglerische Pflicht?
Der Begriff catch and release kommt aus dem Englischen und bedeutet nichts anderes als Fangen und Zurücksetzen.
Fangen und Zurücksetzen? Wieso dann überhaupt fangen?
Der Ursprung des Angelns liegt in der Beschaffung von Nahrung. Bereits in der Steinzeit gehörten Fische zum festen Bestandteil der Eiweißeinnahme. Über Jahrtausende entwickelte sich der Mensch zu dem, was er heute ist. Mit den Menschen entwickelte sich auch die Angelkunst. Selten mehr wird auf Fische mit Steinen oder Sperren geworfen, hoch entwickelte HI-TEC-Geräte gehören zum heutigen Angeln dazu. Aber wieso ist das Angeln so weit verbreitet und beliebt? Es kann nicht die Nahrungssuche sein, denn leichter als im Supermarkt ist nirgends ein Fisch zu finden.
Über Jahrtausende konnten wir vieles ablegen, die Körperbehaarung, den gebeugten Gang und das primitive Verhalten aber nie konnten wir den Sammel- und Jagdinstinkt verdrängen. Hinzu kommt es, dass sich viele Menschen vom Wasser, dem Element aus dem wir stammen, magisch angezogen fühlen. Ein dritter Punkt ist die Natur, die für die meisten von uns nicht mehr alltäglich ist und gerne in der Freizeit aufgesucht wird. Drei Faktoren, die das Angeln ausmachen.
Neben den schwarzen Schafen der Angelgemeinschaften, die nichts anderes im Kopf haben, als den Profit mit dem toten Fisch, sind Angler Naturliebhaber und Genießer. Sie engagieren sich für die Natur und Sauberkeit am Wasser und für die Erhaltung der Fischbestände!
Leider gibt es sowohl einen natürlichen als auch einen gesetzlichen Konflikt, zumindest in Deutschland. Für die meisten Angler gehört der Fang in den Topf, dem wird gesetzlich auch Nachdruck verliehen. Denn in Deutschland sollen nur untermassige oder geschonte Fische dem Element wieder zurückgeführt werden. Dadurch wird dem Fischfang der Sinn verliehen, der den § 1 des Tierschutzgesetzes „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“ außer Kraft setzt. Denn die Ernährung von Menschen ist ein vernünftiger Grund! Keiner darf Fische aus Vergnügen quälen…
Diese Bestimmung ist sicherlich gut gemeint aber schlecht bedacht. Denn nichts schadet dem Fisch so sehr wie der Tod! Aber es geht noch schlimmer. Mit gesetzlicher Unterstützung können Fischbestände eines Gewässers enorm reduziert oder gar vernichtet werden. Diese Vernichtung hat nichts mit Schmerzen oder Leiden zu tun, es ist aber ein Schaden größten Ausmaßes, der dem Tier zugefügt wird.
Ein Beispiel:
Ein kleines, natürliches Gewässer wird von 10 Anglern aufgesucht. 5 von ihnen fischen auf Räuber, der Rest widmet sich den Friedfischen. Jeder Angler verbringt 20 Tage im Jahr am Wasser und darf, nein er soll so fern sie denn gefangen werden, bis zu 3 Räuber/Tag entnehmen. Das wären bis zu 300 Raubfische/Jahr, die die kleine Gruppe von Anglern vernichten würde. Das bedeutet den Tod des Raubfischbestandes in diesem Gewässer. Über einen kurzen Zeitraum würden sich die Friedfischangler über eine Explosion der Friedfischbestände freuen, bis die meisten Arten anfangen würden zu verbuten. Die Höchststrafe könnte das Ende des Gewässers sein.
Das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Fischarten und deren Alterspyramide in einem Gewässer ist sehr wichtig. Mit jedem entnommenen Fisch stören wir dieses Gleichgewicht ohne die Balance wieder herzustellen. Eine gelegentliche Entnahme der richtigen Fische für den Eigenbedarf ist nicht verwerflich. Doch jeder Angler sollte so viel Verstand aufweisen, um zu verstehen, dass er
a) nicht alleine ein Gewässer befischt und andere Angler denken ähnlich!
b) mit jedem toten Fisch seine Leidenschaft fürs Angeln Stück für Stück vernichtet!
Unsere
Gewässer verkraften die 4 Mio. meist gedankenlosen Angler und deren Entnahmen
nicht! Es ist allerdings die Begierde nach Raubfischen und deren „weißem Gold“,
die uns am meisten Sorgen bereitet. Viele Angler wie wir, haben sich mit der
Problematik beschäftigt und setzen sich für das legale Zurücksetzen – wie es in
unseren Nachbarländern praktiziert wird – ein.
Catch & Release bedeutet nicht, dass Fische aus Spaß gequält und wieder zurück geworfen werden sollen! Catch & Release bedeutet, dass wir die gefangenen Fische zurücksetzten, wenn wir es für sinnvoll halten! Hierzu ein interessanter Auszug aus einem Interview "Weniger Bevormundung" zwischen Fisch und Fang und der Spitze der FDP Guido Westerwelle:
FISCH & FANG: Ein weiterer wichtiger
Punkt ist das so genannte Catch & Release. Im Gegensatz zu seinem holländischen,
englischen oder skandinavischen Kollegen muss ein deutscher Angler mit einem
Schuldspruch vor Gericht rechnen, wenn er einen massigen Fisch nach dem Fang
wieder schonend und unverletzt zurücksetzt. Wie steht die FDP zu diesem Thema?
Westerwelle: Wie gesagt: Angler sind gut
für ihr Hobby ausgebildete, freie Bürger, denen man verantwortungsbewusstes
Handeln und waidgerechten Umgang mit der Kreatur zutrauen sollte. Sie wissen
selbst am besten, wie viel Entnahme ein Gewässer verträgt. Und wenn ein Angler
meint, dass es besser ist – unabhängig von der Größe – einen Fisch nach dem Fang
wieder wohl behalten schwimmen zu lassen, warum soll er das nicht tun dürfen?
Nein, weniger Bevormundung der Bürger muss auch hier das Ziel sein. Es wundert
mich nicht, dass man in den Nachbarländern den Kopf schüttelt über diesen
deutschen Sonderweg.
Es ist nur zu hoffen, dass sich die gesetzliche Lage in Deutschland bald ändert, damit die die sorgfältig mit Fischen und Fischbeständen umgehen, nicht mehr verfolgt werden können!
Catch &
Release Teil 2
Ziele und Voraussetzungen
Das Ziel von C&R ist ganz simpel:
Erhaltung und Verbesserung der Fischbestände und damit die Sicherung der „Leidenschaft“ auch für nachfolgende Generationen!
Voraussetzungen:
Das schwierigste ist wohl das Verständnis der Angler dafür zu wecken, dass der Angelerfolg nicht im Gewicht der Filets sondern in der Qualität des Angelsports zu messen ist!
Jeder Angler,
jeder Gerätehändler und jede Redaktion muss sich an die eigene Nase fassen und
nicht an den heutigen Profit sondern an den morgigen Fischbestand denken!
Änderung der gesetzlichen Lage! Mit der Änderung nimmt man den schwarzen Schafen die Grundlage für Ihre Handlungen und ermöglicht dem umweltbewussten Angler einen sinnvollen aber straffreien Umgang mit den Lebewesen des nassen Elements.
Catch & Release Teil 3
Der Weg vom Catch zu Release
„Endlich Wochenende… Die Angelsachen sind bereits gepackt und man schaltet den Stress des Alltags aus und schaltet das Angelfieber ein! Am Wasser angekommen wird der Köder sorgfältig ausgewählt und montiert. Ein präziser Wurf unter die Baumäste, die hoffentlich einem Hecht in der wunderschönen Nachmittagssonne einen schützenden Schatten bieten. Voller Konzentration wird der Köder vom Ufer zum Boot geführt…Stille…Erwartung…Biss!
…und was für einer! Ein kräftiger Räuber hat den Köder attackiert und blieb auch am Haken hängen“ Eine Traumsituation, die man beim Angeln sehr oft erleben kann!
Als
verantwortungsvoller Angler hat man vor dem Auswurf schon die wichtigsten Sachen
vorbereitet, sowohl mental als auch materiell.
Die Entscheidung, dass ein Fisch zurückgesetzt wird, muss bereits vor dem Fang getroffen werden. Anstatt des Fischtöters und des Messers, müssen Zange, Hakenlöser und Seitenschneider griffbereit liegen. Anstatt des brutalen Gaffs, sollte man die schonende Handlandung theoretisch durchgehen, d.h. welche Bootsseite, welche Stelle ist im Boot am sinnvollsten? Wird ein Kescher verwendet, sollte er gummiert sein, damit der Fisch keine Verletzungen davon trägt.
Das Kräftemessen im Drill ist für jeden Angler ein Vergnügen, für den Fisch ist es jedoch anstrengend und kann bei ungünstigen Bedingungen sogar schädlich sein. Daher… besser auf den Spaß verzichten als den Fisch zu lange zu beanspruchen. So schnell und vorsichtig wie möglich wird der Fisch dem Wasser entnommen. Doch sollte der Fisch trotz eines kurzen Drills auch ausgedrillt sein, sonst besteht Verletzungsgefahr für Fisch und Fänger.
Ein kurzer Blick ins Maul des Fisches sollte reichen, um die Lösetechnik zu bestimmen. Hängt der Haken vorne, wird er rasch mit einer Zange entfernt. Befinden sich die Haken unglücklich in der Rachengegend, womöglich zwischen dem Kiemen müssen die Haken mit einem Seitenschneider getrennt werden (Haken sind recht günstig und können leicht ersetzt werden). Bisschen Übung und Selbstvertrauen erfordert ein Eingriff durch die Kiemendeckel. Dabei wird der Deckel angehoben, die Zange vorsichtig zwischen die Kiemen geführt und der Haken durchgekniffen. Ein fähiger Bootspartner ist in dieser Situation Gold wert!
Sowohl im Sommer als auch im Winter ist die Zeit knapp. Im Sommer trocknet der Fisch aus und verliert Sauerstoff, im Winter können Kiemen und Schleimhäute einfrieren. Beides kann den Tod bedeuten. War der Drill zu anstrengend oder das Lösen der Haken zu lang, muss man eine anschließende Fotoaktion verkürzen bzw. erst gar nicht damit anfangen. Messen dauert meistens nur wenige Sekunden, ist somit unproblematisch. Das Gewicht ist in unseren Augen unwichtig, darauf verzichten wir gerne. Wer auf das Wiegen nicht verzichten möchte, sollte einen feuchten Wiegesack benutzen und das auch nur dann, wenn kein Risiko für den Fisch besteht! Im Normalfall sollte ein Zeitraum von nicht mehr als 120 Sekunden zwischen Landung und Zurücksetzten liegen. Bei guten Bedingungen können Fische mehrere Minuten an der Luft sein, ohne Verletzungen zu erleiden. Jede Fischart hat allerdings andere Grenzen. Karpfen, Aale und Welse sind eher unempfindlich. Dagegen Hechte, Zander und Barsche scheinen nur gegen Verletzungen unempfindlich zu sein, Saustoffmangel und Austrocknung setzten offensichtlich schnell ein.
Ist der Fisch versorgt und die Fotoerinnerung gemacht, wird das Tier waagerecht ins Wasser gelegt und an der Schwanzwurzel festgehalten. Kräftige Bewegungen signalisieren die Bereitschaft zum Abschied. Der Fisch kann losgelassen werden.
Jeder, den es mit der Angel ans Wasser zieht, sollte überlegen, ob es ihm wirklich wichtiger ist seine Hände in Fischblut zu tränken anstatt den Anblick eines davonschwimmenden Fisches zu genießen!
Pro Catch & Release – Damit die nächste Generation auch in den Genuss kommen kann…
Ihr Hechtfieber-Team